Für mich oder sonst jemand wirst Du wohl nie irgendwas begründen müssen. Das müßtest Du höchstens für Dich tun. Aber erstmal müßtest Du's überhaupt wollen....
Ich glaube, Du hast etwas falsch verstanden, Fynn: es geht nicht darum, dass ich etwas nicht begründen WILL, sondern nicht begründen KANN!
Nein, ich verrate Dir nicht, wie man seine Glaubensvorstellungen ändert. Ich kann Dir nur sagen, das es geht und das ich nicht der einzigste bin, der das getan hat. Aber es war wichtig für mich selbst drauf zu kommen. Oder war das etwa jetzt mit einer Bitte verbunden....?
Nein, keine Bange, das war keine Bitte. Wirst Du auch von mir nicht erleben.
Aber siehst Du nicht, was Du hier machst?
Du sagst, es geht, zeigst aber nicht auf,
wie man es macht. Und damit machst Du es genauso wie Walsch und – letztlich – Gott selbst.
Wenn ich Dir sagen würde, ich hätte ein Perpetuum Mobile erfunden, würde es Dir aber nicht vorführen wollen – wie glaubwürdig wäre das?
Würdest Du nicht auch denken: „
Wenn Du es mir partout nicht zeigen willst, dann schieb Dir das Perpetuum irgendwas doch in den Pöppes
“
Ob es wichtig ist, selbst darauf zu kommen oder auch nicht: wenn ich ums Verrecken nicht drauf komme, nützt mir das Gerede,
daß es geht, gar nichts.
Zitat : Gibt es diese Option eigentlich auch - gar nicht mehr fühlen zu müssen?
Klar. Mit dem guten Beispiel eines Ertrinkenden genießt Du sie doch gerade.
Nein, eben nicht. Ich empfinde noch recht deutlich dabei. Und alles andere als angenehm.
Zitat : Die Schöpferrolle abzugeben bedeutet, die Zügel aus der Hand zu lassen.
Es bedeutet vor allem, eingestehen zu müssen, den Dingen nicht mehr gewachsen zu sein, den Anforderungen nicht zu genügen.
Und es soll nicht demütigend sein, permanent seine Unzulänglichkeit unter die Nase gerieben zu bekommen?
Was ist mit Leuten die - z.B. - ein Burn Out Syndrom haben ? Sind die dann *unzulänglich*, weil sie den Anforderungen nicht mehr gewachsen sind und die Zügel aus der Hand geben müssen ?
Ja, es muß ziemlich anstrengend sein sich immer wieder seine komplette Zulänglichkeit beweisen zu müssen...nichts, worum ich Dich beneide. Willst Du mal meine für mich gesehene Definition von Unzulänglichkeit wissen ? Für mich bedeutet unzulänglich, überhaupt keinerlei Fehler zu machen und alles zu können ! Da ich mit absoluter Sicherheit alles andere als das bin und auch mal "bitte" sagen kann, fühle ich mich anderen weder über, noch unterlegen. D.h., ich bin in vielen Dingen meinen Mitmenschen eher oft unterlegen, da ich vieles eben einfach nicht kann, zu schusselig bin ectr. ectr.
Fynn, bevor Du mit solch herber Kritik kommst (denn als solche empfinde ich sie), solltest Du einmal versuchen, die Perspektive zu wechseln und meine anzunehmen:
Weißt Du, wie es ist, eine beantragte berufliche Rehabilitation mit der Begründung verweigert zu bekommen, man sei „
aufgrund mangelnder sozialer Kompetenzen nicht rehabilitationsfähig“? Kannst Du nachempfinden, wie man sich dabei fühlt? Vor allem, wenn man alles darauf aufgebaut, darauf gehofft hat?
Weißt Du, wie es ist, sich mit solch einem „Asozialen-Status“ eine Stelle suchen zu müssen?
Wie es ist, sich für etwas, was man nicht verschuldet hat, immer und immer wieder, jahrelang, rechtfertigen zu müssen?
Ich war 12!!! Jahre arbeitslos!
Glaubst Du wirklich, das hätte ich selbst verschuldet?
All diejenigen, die ich um Hilfe gebeten habe, denen ich vertraut habe – all diese haben mir ins Gesicht gespuckt!
Glaubst Du, ich hätte auch nur noch im Geringsten das Bedürfnis, um Hilfe zu bitten?
Und weißt Du, wie es ist, bei der Arbeit den Anforderungen nicht gewachsen zu sein?
Wie es ist, im Bereitschaftsdienst gerufen zu werden, vor einer nicht funktionierenden Anlage zu stehen, nicht zu wissen, was die Ursache ist – und niemanden zu haben, der einem hilft?
Weißt Du, wie es sich anfühlt, wenn solche Fälle immer wieder auftreten?
Ein halbes Jahr nach meiner Ausbildung habe ich den erlernten Beruf, Elektriker, an den Nagel gehängt und mir gewünscht, nie wieder mit diesem Mist konfrontiert zu werden. Ich bin es bis heute nicht losgeworden. Es ist ein Fluch.
Zitat : Es steht in GmG oft genug, daß wir „nur“ bitten müssen.
Wer bittet, dem wird gegeben.
Wer nicht bittet – geht leer aus…
Was machst Du denn z.B. beim Bäcker ? Sagst Du, "geben Sie mir bitte ein paar Brötchen" ? oder befiehlst Du es ihnen gleich ?
Dieses „Bitte“ ist ein Akt der Höflichkeit…..
Letztlich aber bezahle ich für das Brötchen, bekomme es ja nicht geschenkt. Ich muß also eine Gegenleistung dafür erbringen.
Dahingehend hinkt dieser Vergleich…
Wenn ich nun etwas habe das ich nicht kann, von dem ich aber weiß das Du es kannst....ist es dann in Ordnung für Dich, wenn ich zu Dir komme und sage "mach man !" ?
Und wenn ich sage, dass ich nicht weiß, wie ich meine Glaubensvorstellungen ändern soll – was hindert Dich daran, es mir zu sagen?
Nur das Bettel-Synonym „bitte“? Ist es das, wovon Du Deine Hilfe abhängig machst?
Ne, laß man, für mich mußt Du nix *begründen*. Wenn Du da so'n Wert drauf legst, dann behalt mal lieber die "A-Karte", wie Du's nennst. Ich arbeite lieber weiterhin mit meinen Glaubenssätzen und ich bin sogar dankbar *danke* und *bitte* sagen zu können.
Fynn, es gibt einen gewaltigen, einen
grundlegenden Unterschied zwischen Dir und mir:
Ich stehe noch im Arbeitsleben, ich muß mich täglich den Anforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt, stellen. Und ich bin nur allzu oft davon
über-fordert!
Glaubst Du, so etwas geht spurlos an einem vorbei, so etwas hätte keine Wirkung?
Ob Unzulänglichkeit für mich ein Problem wäre, wenn ich Burn Out hätte?
Nein! Nicht die Bohne!
Ob Burn Out, ob Psychose, ob Oberschenkelamputiert oder fortgeschrittene Demenz: ich hätte eine „Green Card“, einen „Freifahrtsschein“, einen „Jagdschein“:
Ich bräuchte mir um eine Lebensperspektive keine Gedanken mehr machen, müsste mich nicht mehr damit herumschlagen, welcher Arbeit ich bis zur Rente nachgehen soll, hätte keinen Bereitschaftsdienst mehr, wäre nicht mehr ständig überfordert, stünde nicht immer wieder vor nicht zu bewältigenden Anforderungen, die mir eine irrsinnige Energie abverlangen.
Mir wäre es sogar scheißegal, ob ich asozial oder „mangelhaft sozial kompetent“ wäre.
Ich bekäme jeden Monat mein Geld, ohne dafür eine Leistung erbringen zu müssen. Und wenn jemand darauf zu sprechen käme, warum ich nicht arbeite, halte ich ihm grinsend den Schein unter die Nase und bin „fein raus“.
Kurzum: ich müsste mir um eine Lebensperspektive keinerlei Gedanken mehr machen und könnte in den Tag hinein leben, wie es mir gefällt.
Wird Dir meine Situation jetzt etwas klarer?