Author Topic: Dian Fossey - Nyirmachabelli  (Read 9441 times)

Nyir

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Dian Fossey - Nyirmachabelli
« on: September 04,2008, 00:06: 15 am »
Vivienne hat mich gebeten, ein Portrait von der Zoologin Dian Fossey hier hereinzustellen. Das war natürlich kein Problem für mich, denn ich habe schon einige Referate über sie gehalten.
Hier die Zusammenfassung meiner Referate:
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DIAN FOSSEY

Wie alles begann:
Dian Fossey wurde am 16. Januar 1932 in San Francisco, in Kalifornien geboren. Sie hatte eine schwere Kindheit.
Weil ihr Vater, George Fossey, Alkoholiker war, ließ sich ihre Mutter, Kitty Fossey, von ihm scheiden, als Dian drei Jahre alt war.
Ein paar Jahre später heiratete ihr Mutter einen Mann namens Richard Price, der seine Stieftochter schlecht behandelte und sie kaum in ihren Vorhaben unterstützte.
Aber schon von Anfang an waren es die Tiere, denen Dians Herz gehörte.
Deshalb begann sie nach ihrem Schulabschluss Veterinärmedizin zu studieren, aber da ihre Leistungen zu schwach waren, ließ sie das Studium schon nach zwei Semestern sein. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Ergotherapeutin und arbeitete mit behinderten Kindern zusammen.
Aber Dian hatte schon immer den tiefen Wunsch in sich gehabt, einmal nach Afrika zu reisen.
1963 hatte sie das nötige Geld zusammen und flog für sechs Wochen nach Afrika.
Dort brach sie sich ein Bein, als sie dem Anthropologen Dr. Louis Leakey dabei zusehen wollte, wie er ein Fossil untersuchte.

Beginn ihrer Forschung:
Ein paar Jahre nach ihrer Rückkehr besuchte sie einen Vortrag über afrikanische Berggorillas von Dr. Louis Leakey, den sie damals in Afrika kennen gelernt hatte.
Durch Leakey kam Dian zu einem Projekt, welches das Ziel hatte, das Verhalten von Berggorillas zu erforschen.
So flog Fossey 1966 zum zweiten Mal nach Afrika, wobei sie nicht nur ihre Familie, sondern auch ihren damaligen Verlobten zurückließ.
Mit der Unterstützung der Organisationen National Geographic Society und Wilkie Foundation und zusammen mit ein paar Helfen, die ihr zur Seite gestellt wurden, errichtete sie ein kleines Camp auf dem Virungavulkan Mikeno in zairischem Gebiet. Dian bezog dabei die bereits dort stehende Hütte von George Schaller, der einige Jahre vor ihr die Berggorillas hier erforscht hatte und deshalb ein großes Vorbild für Fossey war.
Mit anfänglichen Schwierigkeiten, weil sie sich aus Angst vor den fremden Geräuschen des Urwaldes mehrere Tage in ihrer Hütte einsperrte, nahm Dian ihre Arbeit auf.
Obwohl sie ständig einen Spurenleser auf ihren Streifzügen mitnahm, war es nicht einfach die Gorillas ausfindig zu machen.
Es erwies sich auch als sehr schwierig die Tiere zu beobachten, weil sie sofort flüchteten, wenn sie die Eindringlinge bemerkten.
Fossey war entsetzt, als sie feststellte, wie wenig Gorillas es gab. Viele der Tiere fielen Wilderern und deren Fallen zum Opfer.
Oft mussten ganze Gorillagruppen sterben, weil die Wilderer es auf die heiß begehrten Gorillababys abgesehen hatten, die dann in Zoos auf der ganzen Welt verfrachtet wurden.
Aber trotz der schwierigen Umstände ließ Dian sich nicht unterkriegen – jedoch konnte sie folgendes nicht voraussehen.

Die Vertreibung:
Sechs Monate nach ihrer Ankunft in Afrika, als die Forschungsarbeiten bereits voll im Gange waren, brach ein Bürgerkrieg aus und alle Weißen wurden dazu aufgefordert, das Land zu verlassen.
Dian und ihre Helfer wurden von Soldaten aus dem Camp gebracht und sogar eingesperrt.
Zwei Wochen später schaffte es Dian sich aus dem Gefängnis zu befreien und bei Bekannten, die sie bei ihrer ersten Reise nach Afrika kennen gelernt hatte, unterzutauchen.
Aufgrund ihrer Flucht wurde in Zaire sogar Kopfgeld auf sie ausgesetzt.
Weil Dian all ihre Forschungsunterlagen im Camp zurücklassen musste, war sie kurz davor aufzugeben und in die Staaten zurückzufliegen.
Jedoch dachte sie an die vielen Berggorillas und schöpfte neue Kraft.

Neuaufbau der Station namens Karisoke:
Mit neuem Mut und neuen Helfern errichtete Dian eine neue Forschungsstation, aber dieses Mal in einem Nationalpark in Ruanda.
Das Camp entstand auf einem der Virungavulkane auf 3000 Metern Höhe. Sie nannte die Station Karisoke, weil sie von dort aus die Berge KARIsimbi und ViSOKE sehen konnte.

Dians Zusammentreffen mit den Gorillas:
An Anfang reichte es Dian vollkommen, die Tiere aus weiter Entfernung mit einem Fernglas zu beobachten.
Aber irgendwann versuchte Fossey immer näher an die schwarzen Riesen heranzukommen. In den Berichten, die sie Dr. Leakey schickte, beschrieb sie glücklich ihre Erlebnisse und bekam nur den Rat, dass sie das gefälligst lassen solle, weil es viel zu gefährlich sei.
Aber Dian konnte es nicht lassen und mit den Jahren gelang es ihr sogar sich in die verschiedenen Gorillagruppen zu integrieren und als Mitglied anerkannt zu werden.
Sie schaffte, was vor ihr noch niemand geschafft geschweigedenn gewagt hatte.
Durch ihre großartige Arbeit und durch das Fachwissen, das sie sich aneignete, durfte sie sich bald als Zoologin bezeichnen, obwohl sie nie Zoologie studiert hatte.

Coco und Pucker:
1969 kümmerte sich Dian um zwei Gorillawaisen, deren Familien durch Wilderer getötet wurden.
Die Babys hätten an einen Zoo in Deutschland verkauft werden sollen, waren aber zu schwach für den Transport.
Fossey bot daher an die beiden aufzupeppen und sie dann wieder dem Tierhändler zurückzugeben, sodass dieser die Tiere verkaufen konnte.
Aber in Wirklichkeit hatte Dian vor die Gorillababys, die sie Coco und Pucker nannte, zu behalten und später wieder auswildern.
Als Vorbereitung dafür machte sie mit ihnen und ihrem Hund, Cindy, jeden Tag ausgedehnte Spaziergänge.
Aber Fossey wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht, als der Tierhändler eines Tages mit zwei Käfigen vor ihrer Hütte stand und die Gorillas einfach mitnahm.
Ein paar Jahre nach der Ankunft in dem Zoo starben Coco und Pucker.
Es brach Dian das Herz.

Bob Campbell:
Noch recht am Anfang von Dians Forschungsarbeiten in Karisoke bekam sie Gesellschaft von dem National Geographic Fotografen Bob Campbell.
Er hatte den Auftrag die Gorillas zu fotografieren und zu filmen und seine Aufnahmen dann zu veröffentlichen.
Er begleitete die Forscherin mit seiner schweren Kameraausrüstung auf die steilen Berghänge und teilte bald ihre Begeisterung für diese Tiere.
Durch Bobs Veröffentlichungen wurde schließlich die ganze Welt aufmerksam auf Dian Fossey, die Gorillas und die Arbeit, die sie dort machte.
Schon bald verliebten sich Dian und Bob ineinander und obwohl er verheiratet war, bauten sie eine Beziehung auf.
Aber die Romanze endete als Bob einen Brief von Dr. Leakey erhielt, indem dieser den Fotografen bat an einem anderen Projekt in einem anderen Land teilzunehmen.
Dian war so wütend, als Bob ging, dass sie ihm verbot wieder auf die Station zurück zu kommen.
Obwohl Bob Campbell zu verdanken ist, dass Dians Arbeit weltbekannt wurde, bekam er nicht sehr viel Anerkennung von ihr. Das zeigt sich unter anderem auch in ihrem Buch, in dem er kaum erwähnt wird.

Dians Kampf:
Schon von Anfang an hatte Dian mit Wilderern zu kämpfen.
In ihrem Krieg schreckte Fossey dabei vor nichts zurück und erfand immer mehr Methoden, um die Männer davon abzuhalten, die Gorillas zu jagen.
Sie zerstörte Fallen, zündete die Nachtlager der Wilderer an und drohte ihnen.
Als Fossey von ihnen aufgrund ihrer Haarfarbe als Hexe bezeichnet wurde, malte sie eindeutige Zeichen auf Baumstämme und setzte sich Halloween-Masken auf.
Das erschreckte die vom Aberglauben und schwarzer Magie überzeugten Wilderer fast zu Tode.
Aber da das Jagen von Wildtieren überlebenswichtig für diese Männer war, hörten sie mit der Wilderei trotzdem nicht auf.
Ein besonders harter Schlag war es, als Dians Lieblingsgorilla, den sie aufgrund einer Fingeranomalie „Digit“ (=Finger) getauft hatte, von Wilderern brutal getötet wurde, als er versuchte seine Gruppe zu verteidigen. Dian begrub ihn hinter ihrer Hütte in Karisoke, neben vielen anderen Gorillas, die ihr Leben durch die Wilderei verloren hatten.
In Ruanda kam dann noch ein weiteres Problem hinzu und das war das rasche Wachsen der Bevölkerung. Viele Menschen mussten ihre Häuser auf geschützten Nationalparkboden bauen und ließen auch ihr Vieh dort fressen.
Der Staat verkleinerte deshalb auch immer wieder die Fläche des Parks.
Und weil die Menschen immer tiefer in das Nationalparkgebiet eindrangen, zogen sich die Gorillas in immer höhere Zonen zurück, wo sie teilweise erfroren oder an Lungenentzündung starben.
Das konnte Dian nicht mit ansehen und versuchte gegen die Verkleinerung des Parks anzukämpfen.

Die letzten Jahre:
In den letzten Jahren ihres Lebens wurde Dian immer aggressiver und gewalttätiger.
Auch Touristen, welche entweder die Station, die Gorillas oder Dian selbst sehen wollten, wurden von Fossey daran gehindert den Berg zu betreten, den sie inzwischen „ihren Berg“ nannte.
Dian verbreitete z.B. einmal das Gerücht, dass auf dem Berg Typhus ausgebrochen sei und einige Male soll sie auch auf Touristen geschossen haben.
Als man ihr dies vorwarf, meinte sie nur gleichgültig, dass sie nicht auf die Leute selbst, sondern nur über ihre Köpfe hinweg in die Luft geschossen habe.
Ab 1985 wurde Dians Verhalten noch extremer.
Sie zog sich immer öfter und länger in die Berghänge zurück und blieb oft mehrere Tage bei „ihren“ Gorillas.
Von den Menschen entfremdete sich vollkommen und verachtete sie direkt.
Sie galt als verrückt und als gewalttätig und vor allem die ruandische Tourismusbehörde konnte es nicht erwarten, bis ihr Visum abgelaufen war, weil sie eben auch Touristen bedroht und somit auch den Tourismus gefährdet hatte.
Am 27. Oktober 1985 bekam Fossey sogar eine Morddrohung, die sie einfach ignorierte.
Schließlich schaffte sie es auch noch ein Visum für zwei weitere Jahre zu bekommen und manche vermuten, dass dies letzten Endes auch ihr Todesurteil war…

Dians Tod:
Am 27. Dezember – genau zwei Monate nach der Morddrohung – wurde Dian Fossey von einem Mitarbeiter tot in ihrer Hütte gefunden.
Ihr Kopf wurde mit viel Kraft von einem Buschmesser gespalten.
Es gibt aber Vermutungen, dass es einen Kampf gegen hat. Dians Waffe soll nämlich auf dem Boden gelegen haben, in mitten von Patronen, die leider den falschen Kaliber hatten, wodurch sich Dian nicht wirklich wehren hatte können.
Im Autopsiebericht steht, dass Würgemale an ihrem Hals gefunden wurden.
Aber niemand weiß, was in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember wirklich passierte.
Der Mord konnte auch nie ganz aufgeklärt werden, weil der oder die Täter nie gefasst werden konnten.
Manche denken, dass es Wilderer gewesen wären, welche nach so vielen Jahren ihre Rache genommen hätten. Aber auch dazu gibt es viele Vermutungen und Gerüchte.
Dians Grab befindet sich direkt neben dem von Digit und zwischen all den anderen Gorillagräbern hinter ihrer Hütte in Karisoke.
Auf ihrem Grabstein steht „Nyirmachabelli“, was soviel wie „Die Frau, die einsam im Wald lebt“ bedeutet.
Die Schreckensnachricht von Dian Fosseys Tod breitete sich bald auf der ganzen Welt aus, was zu einem Teil ihrer Unsterblichkeit beitrug.

Ihr Traum lebte weiter:
Aber Dian Fosseys Tod und vor allem ihre Arbeit waren nicht umsonst sein.
Denn es wurde eine Organisation zum Schutz und zur Erhaltung von Berggorillas gegründet, die den Namen „The Dian Fossey Gorilla Fund“ trägt.
Und sie ist die bisher größte Organisation, die sich mit der Forschung und mit dem Schutz von Berggorillas befasst.

Literatur:
„Gorillas in the Mist“ von Dian Fossey (empfehlenswert!)
„Dian Fossey – die einsame Frau des Waldes” von Herold Hayes
„Das Ende der Fährte“ von Farley Mowat

Film:
„Gorillas im Nebel“ (1988) – nach dem Buch von Dian Fossey

Webseiten/Quellen:
-   http://www.gorillafund.org (The Dian Fossey Gorilla Fund)
-   http://de.wikipedia.org/wiki/Dian_Fossey
-   http://www.unmuseum.org/fossey.htm
-   http://www.dianfossey.org/portfolio.html (Bilder)
-   http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/9/0,1872,2082473,00.html (unter anderem mit Videoaufnahmen von Bob Campbell)


Schlusswort – letzter Tagebucheintrag von Dian Fossey:
“Wenn du den Wert allen Lebens realisierst, verweilst du weniger in der Vergangenheit und konzentrierst dich auf die Erhaltung der Zukunft!“ ~ Dian Fossey
Original: "When you realize the value of all life, you dwell less on what is past, and concentraite on the preservation of the future!"


Dian Fossey war der erste Mensch, der in einer Gorillagruppe als Mitglied akzeptiert wurde.


sorry, Nyir, wir mußten die Bilder leider aus copyrightgründen entfernen, es tut mir wirklich leid, denn die Bilder waren wirklich sehr schön. Danke für Deine Mühe trotzdem... ao50 113 ...hoffe, Du nimmst es nicht krumm...





Offline Vivienne

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Re: Dian Fossey - Nyirmachabelli
« Reply #1 on: September 04,2008, 09:10: 47 am »
Wow, Nyir,

einfach toll...



Hier gibt es noch mehr über Dian Fossey, z.B. die Bedeutung des Begriffes Nyirmachabelli...

Seite 1 , Mitte:                http://www.unser-buntes-forum.de/index.php?topic=47.0

Nyir

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Re: Dian Fossey - Nyirmachabelli
« Reply #2 on: September 04,2008, 12:42: 10 pm »
Danke, hat Spaß gemacht, das alles zusammenzufassen!

Wegen der Bilder: Mach dir keine Gedanken! ;o)