Genau, vllt haben wir vor manchen Dingen Angst ! Und die werden wir dann auch wohl schön behalten, es sei denn, man akzeptiert sie und geht durch sie hindurch, denn vorher werd ich wohl kaum wissen, ob sie gerechtfertigt war. Sich zu wehren, kostet zumindest erstmal viel Kraft. Und ob's dann was bringt...
Wenn ich mal so an meine Therapie zurückdenke, die eine Verhaltenstherapie gewesen sein sollte….:
Ich bin früher vielen Dingen aus dem Wege gegangen, weil sie mir unangenehm waren oder weil ich Angst davor hatte.
Ich bin so manchen Umweg gefahren, um niemanden nach dem Weg fragen zu müssen etc. etc…..
Aber im Nachhinein, als Quintessenz des Ganzen:
Selbst wenn mir die Dinge hinterher möglich waren, habe ich herzlich wenig davon gehabt. Zwar war dann „ein Problem gelöst“, doch ich habe mich nie darüber freuen können.
Ich habe z.B. nie den Führerschein machen wollen. Einerseits hat es mich nie interessiert, andererseits bin ich ohne Auto aufgewachsen. Und nicht zuletzt habe ich ihn nicht machen wollen, weil meine Eltern mir damit in den Ohren gelegen haben. Mein Bruder hat ihn wesentlich früher gemacht. Und als Zwilling musste ich natürlich auch alles können, was er konnte. Mindestens….
Nach der 6. Fahrstunde hätte ich es am liebsten geschmissen, aber da hatten meine Kollegen schon mitbekommen, dass ich ihn mache (was ich nicht wollte, aber der Fahrlehrer hat mich am Werkstor abgeholt. Was ich noch viel weniger wollte….).
Letztlich wollte ich vor den Kollegen nicht wie ein Trottel dastehen. Das war der einzige Grund, warum ich es zu Ende gebracht habe.
Als ich den „Lappen“ dann in den Händen hielt, bin ich erstmal gar nicht mehr gefahren. Obwohl ich ein paar Tage vorher schon einen Wagen angemeldet vor der Türe stehen hatte.
Ich kam mit dem Führerschein nach Hause und war unsäglich glücklich!
Darüber, ihn zu haben, es geschafft zu haben?
Weit gefehlt: unendlich glücklich darüber, dass der Horror, als die ich die Fahrstunden erlebt habe, endlich ein Ende hatte.
So geht es mir mit allen anderen Dingen auch.
Darüber freuen? Muß ich wohl verlernt haben.
Im Grunde genommen verbringt man einen Großteil der Lebenszeit damit, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, die andere einem in den Weg legen!
Und noch was, wenn ich dem anderen mal meine Wut zeige, z. B. meinem Vater, dann liege ich alles andere als im Staub. Ganz anders fühle ich mich endlich ihm gleichwertig. Jedenfalls ging es mit damals so... Es geht ja nicht nur um Hilfe holen...
Mit „im Staub liegen“ meinte ich das Hilfe-Holen. Es ist einfach nur demütigend. Ich habe leider zu oft die Erfahrung machen müssen, dass ich – statt Hilfe – nur noch mehr Mühlsteine an den Hals gehängt bekommen habe.
Der Schuß ging dann nach hinten los. Und warum sollte ich das weiterhin ernten wollen?
Es geht mir nicht um Yin und Yang, nicht um männlich oder weiblich, sondern darum, tagein, tagaus ein Leben ertragen zu müssen, welches ich nicht will und doch letztlich keine Möglichkeit habe, diese Quälerei zu beenden.