Nun schwelt sie ja schon so einige Tage, die Debatte um unseren Verteidigungsminister Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg (so zumindest sein voller Name laut wikipedia…).
Nun ja, immerhin ist er eine sympathische Erscheinung, und das reicht oft, um jemandem so einige Dinge nicht „krumm zu nehmen“, die man bei einem anderen nicht durchgehen lassen würde.
Zudem: wer hat in seinem Leben nicht schon einmal gemogelt, um sich einen Vorteil zu verschaffen?
Wer hat während seiner Schulzeit nicht abgeschrieben?
Dennoch: ich finde, er sollte als Minister abtreten.
Um nicht zu sagen: man müsste ihn mit einem Tritt in den Pöppes vor die Türe setzen!
Doch der Reihe nach:
Wikipedia schreibt (gekürzt aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Theodor_zu_Guttenberg):
Am 16. Februar 2011 erklärte Guttenberg in Berlin: „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus“ und sagte: „Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“ (…)
“Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung.“
Am 17. Februar 2011 wurde das „GuttenPlag Wiki“ gegründet, um gefundene Plagiate öffentlich zu dokumentieren und die Kollaboration zwischen den Rechercheuren zu erleichtern.
Am 18. Februar 2011 wies Guttenberg vor ausgewählten Pressevertretern den Vorwurf zurück, dass seine Dissertation ein Plagiat sei. Er räumte ein, dass sie „fraglos Fehler“ enthalte, und erklärte, dass „allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht“ wurde. Er erwarte eine Prüfung der Fehler durch die Universität Bayreuth und werde bis dahin „vorübergehend, ich betone, vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten.“
Am Vormittag des 21. Februar 2011 stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Journalisten mit einer später von vielen Seiten scharf kritisierten Formulierung klar, dass sie auch im möglichen Falle eines Entzugs des Doktortitels an Guttenberg als Minister festhalten wolle: „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen, sondern mir geht es um die Arbeit als Bundesverteidigungsminister. Die erfüllt er hervorragend, und das ist das, was für mich zählt.“
Am Nachmittag veröffentlichte das GuttenPlag Wiki einen Zwischenbericht. Auf 271 Seiten der Doktorarbeit seien plagiierte Textstellen gefunden worden. Damit seien insgesamt 21,5 Prozent der Doktorarbeit als Plagiate identifiziert.
Abends räumte Guttenberg bei einer CDU-Wahlkampfveranstaltung „gravierende Fehler“ ein und gab bekannt, dass er seinen Doktortitel dauerhaft nicht mehr führen werde.
Er erklärte, er habe „möglicherweise an der ein oder anderen Stelle, an der ein oder anderen Stelle auch zu viel, auch teilweise den Überblick über die Quellen verloren“.
Weiterhin sagte er: „Ich habe diese Fehler nicht bewusst gemacht, ich habe auch nicht bewusst oder absichtlich in irgendeiner Form getäuscht.“
Am selben Tag trat wenige Stunden später das Parlament zu einer von der Opposition beantragten Aktuellen Stunde zusammen, die ebenfalls die Dissertation des Ministers zum Thema hatte. Vertreter der Opposition fordern Guttenbergs Rücktritt als Verteidigungsminister und bezeichnen ihn im Verlauf der Debatte unter anderem als „akademischer Hochstapler und Lügner“, „Felix Krull“ und „Betrüger“.
Guttenberg wird auch aus Kreisen der Bundeswehr kritisiert. Wer selbst etwas von seinen Untergebenen fordere, das er nicht zu leisten imstande sei, sei zur Führung nicht geeignet, erklärte Rainer Elkar, emeritierter Hochschullehrer der Universität der Bundeswehr in München. Guttenberg sei Dienstherr der beiden Bundeswehruniversitäten, weswegen – so Elkar – Guttenberg nunmehr „als Verteidigungsminister nicht tragbar“ sei. Es könnte nicht sein, dass er „einfach mal nebenbei seinen Doktor zurückgibt und glaubt, damit wäre die Sache ausgestanden“.
Mich erinnert dieses Verhalten an Leistungssportler, die des Dopings beschuldigt werden:
„
Nichts zugeben, was nicht zweifelsfrei bewiesen ist!“
Floyd Landis, Tour de France-Sieger 2006 und aufgrund Dopings den Sieg aberkannt bekommen, hat mehrere Jahre geleugnet, sogar ein Gerichtsverfahren eingeleitet, das seine Unschuld feststellen sollte.
Er verlor. Die Verwendung von Dopingsubstanzen wurde zweifelsfrei nachgewiesen.
Im letzten Jahr wurde der Spanier Alberto Contador des Dopings beschuldigt. Man hatte 50 Pikogramm Clenbuterol festgestellt. Clenbuterol ist unter anderem ein Kälbermastmittel.
Er leugnete es, verteidigte sich mit der Aussage, er habe an diesem tage ein Stück spanisches Rindfleisch gegessen, das mit Clenbuterol kontaminiert gewesen sein muß.
Woher wohl die Weichmacher kamen, die man ebenso in seinem Blut fand? Hat er das Fleisch etwa mitsamt Frischhaltefolie verspeist?
Contador bezeichnet sich selbst als Saubermann und als Vorbild des Sports.
Nun hat man bei weiteren 3 Proben Clenbuterol nachgewiesen.
Die Menge sei zu gering, um eine leistungssteigernde Wirkung zu haben, wird argumentiert.
Naheliegend ist ganz einfach, dass es sich um Eigenblutdoping handelt mit einer Eigenblutkonserve aus einer Zeit, in der er mit Clenbuterol gedopt hat.
Alles andere halte ich für puren Blödsinn.
Sicherlich, es gibt wohl keinen, der noch nie in seinem Leben gelogen und gemogelt hat.
Aber ausschlaggebend im Fall Guttenberg ist für mich ganz einfach das Maß:
Guttenberg ist ein Politiker, somit ein Vertreter des Volkes. Sein Plagiat ist keine Klassenarbeit, keine Klausur, sondern eine Doktorarbeit. Also ein Werk mit einem sehr hohen Status, welches in der Wirtschaft finanziell hoch dotiert wird.
Erst leugnet er, dann spielt er die ganze Sache herunter, bis er schließlich nicht anders kann, als zuzugeben, dass seine Doktorarbeit zusammengeklaut ist.
Was sollen Eltern ihren Kindern erzählen, was sollen Lehrer ihren Schülern sagen, was Hochschuldozenten den Studierenden?
Daß man es mit Betrug sogar zum Minister schafft? Daß Betrug keine Folgen hat?
Wenn zu Guttenberg weiterhin Minister bleibt, ist das nur eines: ein entsetzliches Negativ-Vorbild.
Armes Deutschland!
Und Angie Merkel sollte sich für ihre Aussage in Grund und Boden schämen….