Also ich weiß natürlich das Liebe zwischen Mann und Frau, oder auch gleichgeschlechtlichen Partnern *normal* ist und im Allgemeinen nichts Unbekanntes. Aber was ich dort erlebt und bekommen habe und auch selber geben durfte, hat mit alledem nichts zu tun. Da geht es in erster Linie ausschließlich um die Liebe zum Menschen in einer Form, die ich nicht annähernd für möglich gehalten hätte, weit darüber hinaus. Ich sehe es als Privileg, das erlebt haben zu dürfen und auch wie weit es mich seitdem gebracht hat. Meine Entwicklung ist und kann dadurch nicht abgeschlossen sein, hat aber einen gewaltigen Schub nach vorn bekommen und viele Denkanstöße. Ich hab' da Drogenabhängige, Eßsüchtige, Alkoholiker, Sexsüchtige, Selbstmordkanditaten, vergewaltigte Frauen und auch Männer gesehen. Nicht allen hat es geholfen, nein, aber die Erfolgsrate war da schon sehr hoch. Und jetzt wo die "Mutterklinik" erstmal weg ist, da wird es vermutlich bei den restlichen auch nur eine Frage der Zeit sein.
Der Abstand zwischen Arzt und Patient wird nun wieder mit weißen Kitteln verdeutlicht, Tabletten, Messgeräte und EKG's stehen auf dem "Speiseplan". Das alles gab es dort bisher nicht. Ich war damals, meines Wissens, wegen meiner Epilepsie, der einzige, der seine Tabletten weiterhin nehhmen durfte. Alles andere wurde radikal gestrichen. Und allen ging es gut damit. Als ich kürzlich mit einer anderen Ehemaligen aus meiner Zeit telefoniert hab', die das offenbar noch nicht wußte, war ihr Schlucken fast durch's Telefon hörbar und ich hatte das Gefühl, sie war den Tränen nahe. Die einzigste wird sie kaum gewesen sein.