Wo bleiben denn deiner Meinung nach die Schandtaten gespeichert, die ein Mensch begeht, wenn nicht in der Seele? Bleiben sie deiner Meinung nach im Körper, im Fleisch, und gehen in die Erde zurück?.
Liebe Noelle, es ist das Wort „Schandtat“, welches mir gerade Unbehagen bereitet.
Was ist eine Schandtat?
Eine Tat, die nicht Gottes Wille entspricht?
Eine Sünde? ???
Ich denke, dass die Schandtaten auch dort gespeichert werden, wo die „guten Taten“ gespeichert werden.
„Niemand tut – im Kontext seiner Weltanschauung – etwas Falsches!“
Wenn also jemand eine Schandtat begeht, aber davon überzeugt ist, das wirklich Richtige zu tun – will man es ihm zum Vorwurf machen?
Hätte er es „besser“ gewusst, hätte er anders gehandelt.
Hat er also einen Fehler gemacht? Ich denke nicht.
Früher und in anderen Kulturen gibt/gab es die Blutrache. Sozusagen Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Oder denken wir an die Hexenverbrennung im Mittelalter.
Dachten und denken diese Menschen, dass es falsch ist? Sicherlich nicht.
In einigen Ländern gibt es Dinge, die verboten sind, während die gleichen Dinge in anderen Ländern erlaubt sind.
Ob etwas richtig oder falsch, gut oder schlecht, sündig oder edel ist, hängt somit davon ab, in welcher Zeit wir leben, in welcher Kultur wir leben, in welchem Land wir leben etc. etc. etc.
War Hitler „falsch“?
Wenn ja: warum haben ihm dann so viele Menschen zugejubelt und sind ihm gefolgt?
Ein Mensch allein ist immer nur so mächtig wie das Volk, welches hinter ihm steht.
Hitler hat den Menschen zu einer Erfahrung verholfen, die die Menschen – im Kollektiv – zu erfahren gewählt haben.
Und somit ist die eigentliche Frage, ob die Menschen etwas aus dieser Erfahrung gelernt haben.
Wenn nicht, wird sie sich wiederholen.
Und Menschen, die bewusst und gezielt anderen schaden?
Mit allem, was ich tue, gebe ich zum Ausdruck, was ich bin.
Wenn ich stehle, bin ich ein Dieb.
Wenn ich morde, bin ich ein Mörder….
Und ich stelle mir die Frage: ich es das, was ich sein möchte?
Ein „Verbrecher“ mag sich diese Frage nicht stellen – aber wenn er sie sich stellen würde, wenn also sein Bewußtsein sich so weit entwickeln würde – würde er sich verändern.
Und wir sollten „im Hinterkopf“ haben, dass nichts gegen unseren Willen geschieht.
Wenn wir zum Opfer werden, haben wir uns auf einer höheren Ebene dazu entschieden, haben uns zu dieser Erfahrung entschieden.
Das ist das, was „Die kleine Seele“ zum Ausdruck bringt.
Wir haben uns vielleicht dazu entschieden, die Erfahrung des Vergebens zu machen.
Und dazu muß es jemanden geben, dem wir verzeihen können.
Das ist das Streben der Seele: sich immer wieder in einer höheren Version seines Selbst zu erfahren.