Ich denke auch, das es menschlich ist, dass der andere verletzt ist, wenn er zurückgewiesen wird, wenn man ihm sagt, dass man keinen Kontakt mehr mit ihm möchte, dass kann man nicht vermeiden. Egal welche Gründe man anführt.
Ich gehe immer von mir selbst aus. Auch ich bin verletzt, wenn mir ein Mensch Grenzen setzt, wenn er mir direkt, oder durch die Blume zu verstehen gibt, dass er mit mir keinen Kontakt mehr möchte.
Ich selbst habe das vor ein paar Jahren einmal mit zwei Freundinnen so gemacht. Ich merkte, dass mir die Treffen mit ihnen sehr viel Energie raubten, dass es mir nach den Treffen immer sehr schlecht ging. Und das kann nicht der Sinn eines Treffens sein, dass es einem Beteiligten danach schlecht geht.
Doch bis ich in der Lage war, das zu kommunizieren, vergingen viele Wochen. Ich zog mich anfangs zurück, indem ich nicht mehr anrief und nicht mehr ans Telefon ging.
Doch irgendwann merkte ich, dass ich Klartext reden mußte. Ich erklärte es dann zuerst so, dass sich meine Interessen geändert hätten. Ich war zu dem Zeitpunkt schon im Zwölf Schritte Programm, und ging in die Meetings, und konnte von daher erklären, dass ich einen spirituellen Weg der Selbstfindung gehe, und dass ich mich von den normalen Aktivitäten erst einmal fernhalten möchte. Es fiel mir sehr schwer das zu sagen, und ich versuchte es so sanft wie möglich zu erklären, und stieß bei der einer Freundin auf Annahme, bei der anderen allerdings auf reinstes Unverständnis, sie war zutiefst gekränkt. Ich mußte mich dann nochmal per Mail deutlicher abgrenzen, und ihr mitteilen, dass ich mich ihrer Problematik, (die nie weniger wurde, sondern eher mehr), nicht mehr annehmen könne. Ich hatte sie damals auch in ein Meeting eingeladen, damit auch sie einen anderen Weg für sich findet, doch sie hatte das für sich abgelehnt. Mehr konnte ich für sie nicht tun. Doch ich glaube sie grollt mir heute immer noch.
Ganz ohne Schmerz geht die Abgrenzung nicht. Und nicht nur sie hatte Schmerz, auch ich habe unter meinen deutlichen Worten und meiner Abgrenzung gelitten. Und heute weiß ich, dass es genau richtig war, dass sich unsere Verbindung, wenn sie weitergeführt worden wäre, nicht gesund hätte entwickeln können. Unsere Zeit war einfach vorbei, wir haben eine zeitlang voneinander profitieren können, doch dann mußte jeder in seiner Richtung weitergehen. Dabei fällt mir das Gedicht von Hermann Hesse ein" Stufen" ich denke da geht es auch um die Abgrenzung und die gilt für alle Lebensbereiche.
Heute bin ich sehr vorsichtig geworden mit neuen Kontakten und Freudschaften. Ich gehe sozusagen im Moment auch gar keine näheren Kontakte mehr ein, weil ich so schlecht da wieder rauskomme