Author Topic: Liebe ist....ja, was eigentlich ?  (Read 6705 times)

Offline Fynn

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Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« on: April 22,2011, 13:49: 15 pm »
Ich hab' mir schon oft Gedanken über dies Thema gemacht...vllt auch manchmal zu oft. Was ist Liebe ? Was verstehen Menschen darunter...und verstehen alle das gleiche darunter...? Kann ich überhaupt lieben, oder können andere es, - oder tun sie es alle auf unterschiedliche Art und Weise ? Letzteres glaube ich eigentlich schon eher. Muß Liebe auch mit Schmerz verbunden sein, - meiner Erfahrung nach ja, aber jeder macht eine andere Erfahrung. Da ist manchmal von der "größten Liebe seines/ihres Lebens" zu hören, aber was bedeutet das schon ? Ein paar Wochen, Monate, bestenfalls Jahre kommt die nächste "größte Liebe seines/ihres Lebens" daher und vieles wird zwar nicht vergessen sein, wird aber bedeutungsloser. Und falls dem nicht so ist, ist das dann ein Betrug am anderen ?

Ich finde das ein spannendes Thema, weil ich denke, das es doch ein ganz allgemeines Thema ist, das eigentlich jeden anspricht in uns. Ich kann mir nicht vorstellen, das sich davon jemand ausnimmt.

nachdenklicher Fynn... m n

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MichaelBaar

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #1 on: April 26,2011, 15:23: 18 pm »
Lieber Fynn,

"Liebe ist..." - diese Cartoon-Reihe (aus der BILD-Zeitung???) trifft sogar manchmal meine Auffassung. Oft aber auch nicht.

Für mich gibt es (im Moment - meine Meinung ändert sich ich im Laufe der Zeit...) zwei wesentliche Dinge, auf welche ich auch in meiner therapeutischen Arbeit besonders achte:
1. Liebesgefühle werden meistens mit der Liebe verwechselt. Wenn Menschen fühlen und erfahren, dass die Verliebtheit und das Liebesgefühl abnehmen, glauben sie, nicht mehr zu lieben bzw. den anderen nicht mehr lieben zu können. Doch Liebe ist Arbeit. Ständig. Und das wollen viele nicht. Das führt auch gleich zu:
2. Liebe ist in meinen Augen ein aktives sich-Öffnen für Dinge, die ich bisher NICHT als zu mir gehörig betrachtet habe. Das heisst, ich lasse etwas in mich herein, wozu ich bisher "Nicht mit mir!" gesagt habe. Und das ist schwer. Mir geht es nicht um ein kritikloses oder opportunistisches Übernehmen, sondern um den Prozess des sich-Zuwendens einer Gegebenheit, die ich bisher abgelehnt habe. Liebe wählt nicht aus. Von der göttlichen Liebe z. B. verlangen wir per definitionem, dass sie ALLES und JEDEN liebt. Dies finden wir ebenso bei der bedingungslosen Mutterliebe. Erst in dem Moment, wenn wir sagen: "DAS liebe ich" oder "DEN könnte ich niemals lieben" entfernen wir uns - meistens unbewußt und doch in bester Absicht - von einer all-einigen / ganzheitlichen Weltsicht.

Das heisst für mich jedoch NICHT, dass ich nicht auch hassen darf. Ich könnte aber sozusagen "bewusst hassen" und bei MIR die Themen suchen, die ich auf das Hassobjekt projiziere. Das eröffnet nun wieder die Möglichkeit, "meine Feinde zu lieben wie mich selbst..." Dabei kommt es mir auf das Bewusstsein und die aktive Auseinandersetzung an, nicht auf das Ergebnis.
Liebe ist also ein aktiver Prozess und kein Zustand.

Micha

Offline Fynn

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #2 on: April 26,2011, 16:10: 07 pm »
 a045

Hallo Michael... wink

1. Liebesgefühle werden meistens mit der Liebe verwechselt. Wenn Menschen fühlen und erfahren, dass die Verliebtheit und das Liebesgefühl abnehmen, glauben sie, nicht mehr zu lieben bzw. den anderen nicht mehr lieben zu können. Doch Liebe ist Arbeit. Ständig. Und das wollen viele nicht. Das führt auch gleich zu:
2. Liebe ist in meinen Augen ein aktives sich-Öffnen für Dinge, die ich bisher NICHT als zu mir gehörig betrachtet habe. Das heisst, ich lasse etwas in mich herein, wozu ich bisher "Nicht mit mir!" gesagt habe. Und das ist schwer. Mir geht es nicht um ein kritikloses oder opportunistisches Übernehmen, sondern um den Prozess des sich-Zuwendens einer Gegebenheit, die ich bisher abgelehnt habe. Liebe wählt nicht aus. Von der göttlichen Liebe z. B. verlangen wir per definitionem, dass sie ALLES und JEDEN liebt. Dies finden wir ebenso bei der bedingungslosen Mutterliebe. Erst in dem Moment, wenn wir sagen: "DAS liebe ich" oder "DEN könnte ich niemals lieben" entfernen wir uns - meistens unbewußt und doch in bester Absicht - von einer all-einigen / ganzheitlichen Weltsicht.

Das heisst für mich jedoch NICHT, dass ich nicht auch hassen darf. Ich könnte aber sozusagen "bewusst hassen" und bei MIR die Themen suchen, die ich auf das Hassobjekt projiziere. Das eröffnet nun wieder die Möglichkeit, "meine Feinde zu lieben wie mich selbst..." Dabei kommt es mir auf das Bewusstsein und die aktive Auseinandersetzung an, nicht auf das Ergebnis.
Liebe ist also ein aktiver Prozess und kein Zustand.
Ja, das finde ich gut. Allerdings sagst Du "Liebe wählt nicht aus", ich würde eher sagen, ich wähle sie aus. Denn wenn nicht ich, wer sonst ? Wie Du schon sagst, ich kann mich auch bewußt hassen, aber mich bewußt lieben erscheint mir - für mich zumindest - die bessere Wahl. Und ich bin es ja in jedem Fall, der diese Wahl trifft.

Ich denke auch, indem wir sagen, das eine liebe ich "besonders" und das andere "könnte ich niemals lieben" findet eine Trennung statt, wo es keine geben darf. Das Problem ist einfach oftmals, das Menschen danach gucken, was der andere - ihrer Meinung nach ! - für Fehler hat, nicht, was sie gemeinsam haben.

Die Cartoon Reihe "Liebe ist..." ist sicherlich ganz putzig, aber ich denke, da steht auch schon mehr dahinter. Vllt der Wunsch nach dieser *perfekten Vorstellung*. Früher habe ich so etwas in meiner romantischen Art für machbar gehalten. Ich wollte ein perfektes weibliches Gegenstück von mir, - und zwar in jeder nur erdenklichen Beziehung. Jemand, der meine Gedanken liest, wie ich seine. Nun ja, ich sollte vllt sagen, das ich mit Verlassenheitsängsten zu tun habe und sich selbst kann man ja schließich schwer verlassen...

Heute lebe ich eine ganz andere Beziehung mit Vivienne. Wir ergänzen uns eher, als wir uns gleich sind, denn das sind wir ganz sicher nicht. Aber Arbeit ist das manchmal schon auch, das stimmt !  a070
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Waltzing Mathilda

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #3 on: April 26,2011, 20:02: 22 pm »


Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte
und alle Geheimnisse wüsste
und alle Erkenntnis hätte;
wenn ich alle Glaubenskraft besäße
und Berge damit versetzen könnte,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts.

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte
und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe,
hätte aber die Liebe nicht,
nützte es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.

Prophetisches Reden hat ein Ende,
Zungenrede verstummt,
Erkenntnis vergeht.
Denn Stückwerk ist unser Erkennen,
Stückwerk unser prophetisches Reden;
wenn aber das Vollendete kommt,
vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war,
redete ich wie ein Kind,
dachte wie ein Kind
und urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde,
legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel
und sehen nur rätselhafte Umrisse,
dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich unvollkommen,
dann aber werde ich durch und durch erkennen,
so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

(1.   Korintherbrief; 13,1-13)


Dieses Kapitel aus dem 1. Korintherbrief fällt mir eigentlich immer als Erstes ein, wenn ich etwas über Liebe sagen möchte.
Obwohl ich die Bibel ja sehr kritisch sehe.
Dennoch…..

Neale Donald Walsch schreibt in seinen GmG-Bänden eigentlich sehr gut über das Thema Liebe.

Gott = Leben = Liebe

Diese Begriffe lassen sich synonym verwenden.
Obwohl es ja bekanntlicherweise immer noch Vollpfosten gibt, die behaupten:
„Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung!“
Den Namen muß ich jetzt wohl nicht nennen.

Auch Karl May hat in einer seiner Orienterzählungen („Am Jenseits“) sehr schön über die Liebe geschrieben, als Kara Ben Nemsi sich mit „El Münedschi“, einem Blinden mit seherischen Fähigkeiten, über die Auslegung einer Koran-Sure unterhielt.
Sehr treffend beschreibt er die Liebe als etwas Unteilbares; etwas, was nicht in Elternliebe, Geschwisterliebe, Nächstenliebe, Liebe zum Haustier etc. aufgeteilt werden kann wie ein Kuchen, den man zerteilt.
Obwohl auch heutzutage noch Zeitgenossen meinen, die Liebe in „Agape“, Eros und Philia aufteilen zu müssen. Bibelfetischisten sind hierin besonders hartnäckig.

„Liebe ist Gott zum Ausdruck gebracht.“ (GmG)

Über die Liebe zwischen 2 Menschen schreibt Walsch besonders in dem kleinen Büchlein „Beziehungen“.
Vor allem auch, sowie in den GmG-Bänden, sagt er, dass Liebe allzu oft als ein Tauschhandel betrachtet wird; ein Austausch von Dingen und/oder Verhaltensweisen, was dazu führen soll, dass die Bedürfnisse beider Parteien befriedigt werden.
So hat Eifersucht nichts mit Liebe zu tun. Bestenfalls damit, sich selbst nicht genug lieben zu können. Eifersucht ist eher ein Synonym für „Verlustangst“.

Das Kapitel 13 des 1. Korintherbriefes gefällt mir vielleicht deshalb so gut, weil es ganz klar eines zeigt:
Liebe kennt keine Bedürfnisse, sie genügt sich selbst.

 nt13

Offline Fynn

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #4 on: April 27,2011, 06:47: 30 am »
 a045
Obwohl es ja bekanntlicherweise immer noch Vollpfosten gibt, die behaupten:
„Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung!“
Den Namen muß ich jetzt wohl nicht nennen.
Bin ich jetzt der "Vollpfosten",oder war das aus einem anderen Forum ? weiß ich gar nicht... Es wäre aber zumindest durchaus möglich, denn in diesem Fall bin ich mal fest davon überzeugt, das es stimmt. Entspricht allerdings auch nur meiner Realität, meiner Erfahrung und muß ja nicht zwangsläufig die eines anderen sein. Letztlich dreht sich auch in Neale's Büchern alles um dies Thema. Bei der Bibel usw. kann ich natürlich nicht wirklich mitreden. Aber auch da hat sich, - soviel ich das weiß, in Erinnerung hab' - Judas z.B. gegen seinen Herrn, gegen die Liebe entschieden. Aber auch davon abgesehen, ich glaube wirklich das es eine Entscheidungssache ist. Unnd ich bilde mir ein, das Neale genau das ziemlich deutlich an irgendeiner Stelle genauso schreibt. Vllt könnte dazu jetzt Lightey noch was sagen, der kennt die Bücher ja auch sehr gut.

Das Gedicht kenne ich auch, finde es sehr schön. Drückt für mich auch schon sehr vieles aus.
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Waltzing Mathilda

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #5 on: April 27,2011, 09:44: 59 am »
Nee, Fynn, ich dachte da eher an einen Forumsbetreiber einer minderbemittelten Fundamentalistenwebseite…
Denkst Du denn, dass Liebe kein Gefühl ist?
Sie ist es nicht nur, aber auch.
Aber sie ist KEINE Entscheidung!
Liebe ist das Wesen Gottes, und wir sind nach seinem Ebenbild erschaffen.
Du kannst Dich FÜR oder GEGEN die Liebe entscheiden, aber Liebe selbst ist KEINE Entscheidung.
Du kannst Dich auch dagegen entscheiden, ein Mensch zu sein, aber das ändert nichts an dem Umstand, dass Du auch weiterhin einer bist.
Du kannst Dich dazu entscheiden, Deine Fähigkeiten einzusetzen, und Du kannst Dich dazu entscheiden, sie eben nicht einzusetzen.
Aber es ändert nichts daran, dass Du sie besitzt.
Genau so ist es mit der Liebe.

Offline Fynn

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #6 on: April 27,2011, 18:51: 54 pm »
 a045
Denkst Du denn, dass Liebe kein Gefühl ist?
Sie ist es nicht nur, aber auch.
Aber sie ist KEINE Entscheidung!
Doch, natürlich denke ich, das Liebe ein Gefühl ist. Aber meiner Erfahrung, meinem Empfinden/i] nach, auch eine Ent-scheidung, genau wie alle anderen Gefühle. Aber vllt hab' ich Dich falsch verstanden  xyssf blush
Du kannst Dich FÜR oder GEGEN die Liebe entscheiden, aber Liebe selbst ist KEINE Entscheidung.
was ich gemeint habe war nur, das ich als Fynn, die Möglichkeit habe, mich für die Liebe - oder für jedes andere Gefühl zu jeder Zeit - zu entscheiden. Ich kann mich natürlich auch GEGEN etwas entscheiden, aber ich glaube, das das eher negativ besetzt ist und von vornherein unnötigen Kraftaufwand braucht, wenn auch vllt nur symbolisch.
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Waltzing Mathilda

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #7 on: April 27,2011, 20:28: 16 pm »
Das ist es doch, Fynn:
Liebe ist AUCH eine Entscheidung.
Du kannst Dich für oder gegen die Liebe entscheiden, aber Du veränderst das Wesen der Liebe dadurch nicht  nt13

Offline Fynn

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Re: Liebe ist....ja, was eigentlich ?
« Reply #8 on: April 27,2011, 20:31: 12 pm »
mx54 genau, dann verstehe ich Dich jetzt doch richtig ! Super !
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