_____________________________________Religion und Spiritualität Freiere Sichtweisen im Christentum_____________________________________2015 — vor sechshundert Jahren geschah der grausame Kirchen-
mord an dem Theologen und Reformer Jan Hus -- er wurde bei
lebendigem Leib verbrannt.
Der sehenswerte Zweiteiler "Jan Huus" des Regisseurs Jiri
Svoboda erinnert uns daran
- und ebenso an die Zeiten, an denen Folter und Mord an
Andersglaubenden gang und gäbe war.
"Allseligmachen-wollende Rechthaberei" ist auch heute noch
längst nicht überwunden.
Selbst bei der Evangelischen Kirche finden wir sie inform
merkwürdigster Formulierkunst in einer aktuellen Denkschrift.
Ein freieres Denken und freiere Sichtweisen finden wir indes
beispielsweise bei der »Pluralistischen Religionstheologie«.
Hier einige Aussagen des Theologen Perry Schmidt-Leukel,
einem der führenden Vertreter, in einem Interview mit der
Zeitschrift Publik Forum.
• Frage : In der neuen Denkschrift der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) wird religiöse Vielfalt gewürdigt.
Doch sei die Vorstellung, dass Juden, Christen und Muslime
zu demselben Gott beten, eine "leere Abstraktion", die nicht
weiterhelfe.
Sie haben widersprochen. Warum?
Perry Schmidt-Leukel :
Weil die Denkschrift bestreitet, dass sich die Religionen,
trotz ihrer Unterschiede, auf den einen Gott beziehen.
Der Satz: "Wir glauben alle an denselben Gott", heißt natür-
lich nicht, dass wir alle "in der gleichen Weise" an Gott glauben.
Das trifft schon innerchristlich nicht zu.
Das Gottesbild Jesu war auch nicht trinitarisch. Aber wir
wollen wohl nicht sagen, dass er an einen anderen Gott glaub-
te, als die Christen.
• Frage : Die Pointe der pluralistischen Religionstheologie
besteht in der Behauptung, dass alle großen Religionen
gleichermaßen zum Heil führen.
Wie begründen Sie das?
Perry Schmidt-Leukel :
Wenn Gott der Gott aller Menschen ist, dann kann es nicht
sein, dass er von einem großen Teil der Menschheit nichts
wissen will.
Weder die exklusivistische Position (nur meine Religion führt
zum Heil) noch die inklusivistische (die andere Religion ent-
hält auch Wahrheiten, aber meine ist überlegen) können
heute noch überzeugen.
Wenn es beispielsweise im Ersten Johannesbrief heißt :
Gott ist die Liebe -- warum soll dieser Satz richtig sein,
wenn er in der Bibel steht, und falsch, wenn er in einer
hinduistischen Schrift steht?
Wenn wir also feststellen, dass auch in nichtchristlichen Reli-
gionen Nächstenliebe und Orientierung auf Gott kultiviert
werden, und zwar in einem Ausmaß, das dem Christentum
nicht nachsteht, ist das ein starker Einwand gegen christli-
che Überlegenheitsansprüche.
Die pluralistische Religionstheologie vertritt daher die These,
dass alle großen Religionen es mit jener Wirklichkeit zu tun
haben, die wir in der abrahamitischen Tradition als »Gott«
bezeichnen.
Und dass ihre Fähigkeit, Menschen den Kontakt mit dieser
Wirklichkeit zu erschließen, gleich gut ausgeprägt ist. — —
Es ist zu hoffen, dass sich diese Sichtweisen innerhalb der
verschiedenen Konfessionen und Religionen weltweit weiter
verbreiten und durchsetzen.
Darüber hinaus finden in unserer Welt Entwicklungen statt,
dass sich zunehmend Menschen als freispirituell verstehen -
auch wenn sie es mit anderen Worten ausdrücken würden.
Auch viele Menschen sehen sich als freispirituelle Christen -
dass heißt, ihre Sicht auf Gott und das Leben, auch was
Jesus und Christusbewusstsein für sie bedeutet --
-- wird nicht länger "von außen" bestimmt, etwa durch
theologische Lehrmeinungen und Kirchen-Lehrsätze .. .. ..
sondern durch eigene Einsichten und eigene spirituelle
Erfahrungen.
— Neue Sicht auf`s Leben - Kulturarbeit —
Etwas zu Religion und Spiritualität,
Die Gepräche-mit-Gott vermitteln ja, dass sich eine Neue Spiritualität entwickeln wird, eine Religionen-unabhängige Spiritualität --
und dass sich auch die bestehenden Religionen verändern werden, mehr in Richtung auf gegenseitige Akzeptanz.
In diesem Artikel/Text zeigt sich b e i d e s , so empfinde ich es.
Das a l t e , die alten Denkweisen und Sichtweisen weiter in der Welt zu festigen (die erwähnte Denk-Schrift der evang. Kirche).
Und schon die neuen Entwicklungen -- alle Religionen als gleichberechtigt anzusehen.
Gruß, Laitie