Ja, wie so oft ist Mats Beitrag irgendwie ein wichtiger Anstoß.
Zwar habe ich keine Erfahrung mit Zwillingsgeschwistern und für meine beiden Schwestern und meinen Bruder empfinde ich ausschließlich Dankbarkeit. Es ist und war immer wichtig, sie zu haben, wir haben immer zusammen gehalten - weil wir auch so furchtbar von den Eltern , die es nicht besser wussten - allein gelassen wurden, bedroht und geschlagen wurden.
Wir waren uns gegenseitig Eltern. Heute leben wir alle mit großem Abstand, aber doch immer in schriftlicher Verbindung. Und wenn wir uns sehen, ist es immer wie ein Geschenk. Oder auch ganz real, meine ältere Schwester hat dann immer einige CDs dabei, die sie mir auf den PC installiert usw. Eine große Hilfe. Der Abstand tut uns gut, jeder hat seinen Raum, denke ich.
Trotzdem kenne ich dieses Konkurrenzdenken, das du beschreibst, Haibara, auch sehr gut.
Bei mir waren es meine Cousins und Cousinen. Wir sind in einen entsetzlichen Konkurrenzkampf hinein gepresst worden - ich würde ihn als sehr zerstörerisch, fast tödlich, bezeichnen. Jedenfalls tobt er bis heute an, unsere Mütter wissen nichts davon, wie sehr sie ihre Schwesternkonkurrenz auf ihre Kinder übertragen haben, und wir hassen uns alle gegenseitig. Meine Geschwister haben das auch noch nicht durchblickt, es läuft leider noch ganz unbewusst ab. Jeder soll unbedingt besser sein als der andere. Und das ist sooo anstrengend!!
Ich bin froh, dass ich da raus bin, bzw. dass ich es erkannt habe - übrigens durch eine Therapie. Es ist was ganz Unheiles.
Und, Mat, dieses Denken, einem Kind dieses Leben nicht antun zu wollen, ja, so denke ich auch und habe auch immer so gedacht. Aber ich meine gar nicht das Leben selbst, ich meine wirklich, was wir Menschen mit diesem gegenseitigen Konkurrenzkämpfen und Kriegen und diesem schrecklichen Überlebenskampf, in den wir alle verstrickt sind oder waren, gemacht haben.
Ich bin tatsächlich nicht in der Lage gewesen, es anders zu sehen und bedaure nicht, dass ich keine Kinder habe.
Trotzdem bin ich dem Leben und meiner Schwester sehr dankbar, dass es meine Nichte gibt, aber ich erkenne auch, in was sie verstrickt ist und wie sie sich plagt - und manchmal tut es mir sehr weh, weil ich darauf keinen Einfluss habe.