eines finde ich doch ziemlich auffällig : ich habe zumindest den Eindruck, das Du für eine Veränderung Deiner Situation - mit der Du ja ganz offensichtlich nicht glücklich bist - nicht besonders viel tust.
Gegenwärtig, genauso genommen seit langer Zeit schon, mache ich auch wirklich nichts mehr.
Ich habe 1996 mit Therapie begonnen; eine ambulante Psychotherapie bei einer Therapeutin, die mich überhaupt nicht verstanden hat. Leider habe ich das viel zu spät begriffen oder einfach nicht wahrhaben wollen.
Und ich habe eine ganze Menge gemacht.
Aber es hat mich nie befriedigt; ich habe nie sagen können: „Das ist es, was ich will!“
Zweimal war ich in tagesklinischer Behandlung; das zweite Mal stolze 6 Monate.
Im Nachhinein muß ich sagen: eine interessante Erfahrung, aber heute kann ich die Fehler der Therapeuten en masse auflisten.
Gebracht hat es – nichts!
3 Jahre war ich bei einer Heilpraktikerin, die mit allen Wassern gewaschen war und der keiner der bisherigen Therapeuten je das Wasser hätte reichen können. Dort habe ich sehr viel gemacht, viel versucht, viele neue Erfahrungen gemacht.
Aber auch hier: nichts hat mich wirklich befriedigt. Immer wieder kam ich an der gleichen Stelle aus: wo bin bei all dem „ich“?
Glück ist nichts, was man „tun“ kann, es ist ein Seins-Zustand. Man muß nichts dafür tun. Bestenfalls muß man sich dazu entscheiden, glücklich zu sein.
Aber eben das kann ich nicht.
Was mich daran hindert, ist – Wut!
Wie wird man Wut los…?
Du schleichst ja so nur um Deine Angst herum und willst dadurch "gesund" werden. Es passiert ja nichts wirklich und sitzen und warten, das - ganz plötzlich und unerwartet - alles besser und toll ist, ist doch total (!!!) unrealistisch. Meine Erfahrung : durch die Angst mußt Du durch !
Meine Frage bei Deiner Option wäre dann auch : wie (!) willst Du denn aus Deinem gewohntem Leid herauskommen, wenn Du die Angst außen vor lassen willst ?
Sorry, aber wenn man durch die Hölle (Angst) muß, um in den Himmel zu kommen – dann hat der Himmel für mich keinen Wert mehr!
Mir fällt als Beispiel immer mein Führerschein ein:
Meine Eltern hatten kein Auto, ich bin also ohne Auto aufgewachsen. Ich habe den Führerschein, den ich ursprünglich nie machen wollte, erst mit 25 gemacht, weil ich irgendwann die Nase voll hatte, nicht von zu Hause weg zu kommen und stundenlange Radtouren (ich bin damals Rennrad gefahren) leid war. Überall durchgeschwitzt ankommen mit Insekten zwischen den Zähnen – nee. Und Gepäck kann man eh nicht mitnehmen.
Nach der 6. Fahrstunde hätte ich das Handtuch am liebsten geworfen. Was mich davon abhielt, war der Umstand, dass die Arbeitskollegen schon „Wind“ abbekommen hatten und danach fragten.
Ihnen sagen zu müssen, dass ich aufgegeben habe, wäre für mich eine unvorstellbare Niederlage gewesen.
Als ich den „Lappen“ dann in den Händen hielt (nach der 1. Prüfung – ich habe noch nie eine Prüfung wiederholen müssen. Das wäre ebenfalls eine Niederlage gewesen, die ich nicht „verdaut“ hätte…), war ich darüber nicht glücklich.
Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: ENDLICH HÖREN DIE FAHRSTUNDEN AUF!!!“
Denn diese waren für mich Horror pur!
Bis heute habe ich am Autofahren keine Freude. Es ist Mittel zum Zweck; mehr nicht.
Und so geht es mir mit sehr vielen anderen Dingen auch: wenn ich in der Therapie eine Aufgabe erfolgreich absolviert hatte, konnte ich mich nicht darüber freuen. Ich war lediglich stets froh, den Horror hinter mir zu haben.
Bis zur nächsten Aufgabe….
Ich bin alles andere als extravertiert und kontaktfreudig.
Therapeuten werden sagen, man kann so etwas lernen.
Du, Fynn, brachtest das Beispiel mit Deiner Briefzustellung.
Nun: ich bin 2,5 Jahre stundenweise Pizza-Taxi gefahren und habe die Kunden beliefert und bei ihnen kassiert. Ich denke, das kann man durchaus mit Briefzustellung vergleichen.
Sei freundlich zu den Kunden – dann gibt´s mehr Trinkgeld… :D
Ich habe diese Arbeit durchweg gut gemacht; man kommt an viele Haustüren, in viele Wohnungen, zu Leuten aller Coleur.
Allerdings: geändert hat sich dadurch nichts. Ich bin auch heute noch kontaktscheu. Und ich habe Pizza-Fahren stets gehasst!
Wenn Du was verändern willst, mußt Du aufstehen und was tun. Ob es dann das richtige ist, ist ja nicht wichtig, das siehst Du dann ja. Aber zumindest passiert mal was !
Fynn, ich habe WIRKLICH sehr viel schon gemacht. Aber nie hatte ich Freude daran, nie hat es mich befriedigt.
Wenn Du über Jahre etwas tust – immer wieder etwas und immer wieder etwas anderes – und doch nie Freude an etwas hast:
Irgendwann hast Du weder die Motivation noch die Energie.