Mitternachtssonate
Eine neue Schlawine-Geschichte
Es ist Mitternacht. Verschlafen ruht der ungepflegte, vernachlässigte Schrebergarten, die Heimat von Kurti Würmchen und Schlawine Schlafmütz, den beiden erfolgreichen Spürnasen, in der warmen Sommernacht wie eine verzauberte Märchenwelt. Ein paar verwilderte gelbe Rosenblüten versprühen ihren betäubenden Duft und leuchten hell in der Dunkelheit. Der Wind rauscht durch die Bäume und fächert den schlafenden Bewohnern angenehme Kühlung zu. Wolkenfetzen verdecken immer wieder den leuchtenden Vollmond. Die Gartenhütte wirkt unnatürlich riesig, ihr Schatten verdunkelt die Umgebung. Eine finstere Gestalt huscht eilig durch dornige Zweige.
Ein Käuzchen tönt schauerlich durch das verwilderte Wäldchen am Rande des Gartenhags. Jemand zieht Etwas über den Boden in ein undurchdringliches Gebüsch. Ein Zweig knackt. Ein Vogel kreischt erschreckt auf und stürmt mit lautem Gezeter aus seinem Versteck. Wieder ist eiliges Huschen zu hören. Jemand klettert in Windeseile einen Baumstamm hinauf wie ein kleines Nachtgespenst, dann hört man lautes Blätterrascheln, dann Stille.
Ein wenig später flattert fröhlich pfeifend eine Gestalt im hellen Licht des prangenden Vollmondes durch die dichten Zweige der Bäume. Gustl Grünfink, Polizist und Hüter der Ordnung, hat einen vergnüglichen Abend im fürstlichen Schloss verbracht. Seit dem königlichen Besuch im Frühling ist Gustl ein gern gesehener und häufiger Gast im Schloss, für deren Familie er lange Zeit wenig Sympathie empfunden hat. Einige Gläser des vorzüglichen Schlehenlikörs der fürstlichen Familie haben viel zu seiner guten Laune beigetragen. Da Gustl Grünfink völlig mit dieser Gegend bekannt ist, vermutet er keinerlei unangenehme Überraschungen. Der Weg vom Schloss zu seiner Behausung ist ihm so vertraut wie seine grüne Kappe mit dem Emblem auf der Stirnseite. Außerdem hat das letzte Gläschen Likör jede Angst verflüchtigt, vielleicht ist er daher ein wenig unvorsichtig und spürt nicht die Gefahr.
Ein Schatten huscht von Ast zu Ast. Der Schatten kommt näher, dann steht er still und wartet im Verborgenen auf die fröhliche Gestalt, die etwas taumelnd von Zweig zu Zweig hüpft. Jetzt zieht eine dicke Wolke vor den Mond und es wird stockdunkel. Gustl erkennt nicht mal mehr seine Krallen auf dem Ast. Und unvermutet, aus heiterem Himmel, erhält er einen Schlag auf den Kopf und fällt ohne einen Mucks bewusstlos auf den Boden. Der finstere Schatten nähert sich und zieht den bewegungslosen Vogel ins Unterholz. Dann macht er sich schleunigst davon.
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