Ich oute mich mal als „Eurovision – Songcontest – Fan“; d.h. das alles hat irgendwie eine Vorgeschichte:
Ganz früher lebte ich ja in der DDR und „Westfernsehn“ war in meinem Elternhaus tabu, aber es gab so ein Gegenstück: Ein Intervisionswettbewerb für Ostseestaaten. Das sah ich von klein auf an. Und hat mich immer fasziniert. Es war nicht einmal die Musik, von Musik habe ich keine Ahnung. Aber irgendwie hat mich die ganze Veranstaltung jährlich in ihren Bann gezogen. Später, als ich dann bei meinem Mann lebte, konnte ich auch den Eurovision-Contest sehen und das hat mich genauso begeistert oder auch nicht (es gab viel zum Nachdenken). Aber ich sah Jahr für Jahr die Ausstrahlung im TV. Da kam es mir wiederum auf die Veranstaltung an und welchen Rang wer belegte, war für mich irgendwie nebenrangig. Natürlich habe ich mich auch geärgert, dass durch die Aufsplittung östlicher Staaten in viele kleine Staaten, so einiges sehr merkwürdig bis unfair lief. Aber das ist eben so und ich kenne das ja auch vom Sport, insbesondere vom Eiskunstlaufen.
Besonders freute ich mich dieses Jahr auf den Contest, weil ich die Vorentscheidung in Deutschland zeitweise verfolgen konnte.
Ja, und nun zu Lena: ich sehe es auch so, dass in erster Linie die Person gewonnen hat. Aber sie hat es geschafft, ein Rundumpaket anzubieten, dass eben für den 1.Platz gelangt hat und das ist gut so. Im Hintergrund stehen Stefan Raab und seine Leute. Eben dieser hat meiner Meinung nach mehr für die deutsche Kultur in unserem modernen Bereich (Goethe-u. Schillerniveau mal weggesteckt), erreicht (insgesamt gesehen), wie so mancher Experte. Nicht Lena, aber ihn, würde ich schon für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.
Aber er sagte auch:“ Es ist nur Unterhaltung“. Womit er recht hat und alles einschließt:aber die Leute zu unterhalten ist auch eine Kunst!
Dass natürlich die Medien dieses Lena-Phänomen ausnutzen und ausquetschen wie eine Zitrone, ist klar. Der Gott unserer Zeit ist das Geld und dementsprechend handeln sie eben.
Dass die Menschen so euphorisch sind, sehe ich so: die Welt ist hart und grausam.Wir haben kaum noch Erfolge, schöne Erlebnisse und gute Tage. Alles wird von Tag zu Tag schlimmer. Die Existenz von vielen ist bedroht. Wer arbeitet, arbeitet sich kaputt und krank (die meisten jedenfalls), sinkt todmüde in(s)ein Bett, hat nix weiter Schönes und da tut es einfach gut, mal den Erfolg eines jungen Mädels mitzufeiern. Es wirkt so heilend auf die gequälten Seelen.
Und wir älteren, die auch Eltern sind, freuen sich so für die Jungen, oder nicht?
Auch ist es hier, wie auch im Fußball, tatsächlich mal möglich, ganz unpolitisch einfach mal stolz auf Deutschland, sein Vaterland, zu sein, ohne, dass man dafür belangt oder gleich als Faschist eingestuft wird.
Denn auch unsereiner hängt an seiner Heimat, so wie viele Bürger dieser Erde auch an ihren Heimatländern hängen.
Kleiner Nachtrag:
Vor langer Zeit habe ich hier irgendwo gepostet, dass H.P. Kerkeling, sich als Jean Gala verkleidet hat und mit „Pack mich und knack mich“ bei so einem Contest auftrat. Ich bin heute noch der Meinung, wenn er sich ernsthaft beim Eurovisionscontest damit beworben hätte, wäre er sehr weit vorn gelandet.
Zusammenfassung: Also, lasst die Leute Lena feiern und wer es nicht mag, muss es ja nicht.
Sicher, es ist auch schön, sich kleine Freuden de Alltags zu suchen, wie Schmetterlinge betrachten, aber auch den Schmetterling Lena sollte man nicht übersehen.
Und: der deutsche Reporter sagte etwas, was ich als sehr wichtig erachte:
„Noch vor kurzer Zeit führten viele Nationen Krieg in Europa untereinander und jetzt treffen sie sich zu einem friedlichen Gesangswettbewerb.“
Und das ist doch auch etwas!
Und noch etwas zu uns, den Mitgliedern:
Ich habe schon wiederholt darauf hingewiesen, dass wir Mitglieder uns hier wohl fühlen, so wie ich es mitbekommen habe, aber manch einer liest eben lieber. Und manchmal möchte man auch nicht schreiben, manchmal hat man eben eine Meinung und gut ist. Man muss doch nicht überall sein Statement abgeben. Es muss ja nicht alles ausgekääst werden. Und manches ist nicht jedem sein Ding. Und oft fehlt einfach die Zeit.
Und dann ist es wirklich so, dass die Sicherstellung der Grundbedürfnisse der eigenen Existenz, um irgendwann mal im Leben anzukommen, für so manchen Menschen oft so stressig und anstrengend ist, dass es dann eben nicht mehr geht, um sich noch mit Schreiben, Gedanken usw. zu beschäftigen. Es gibt da doch die Bedürfnispyramide. Da lässt sich das wohl gut darstellen.
Es ist eben von niemandem böse gemeint. Aber manchmal geht es eben nicht. Also lasst uns einfach da sein und lesen. Aber wenn das eben nicht erwünscht ist, dann muss auch ich überlegen, ob ich mich abmelde. Ich habe auch wenig Zeit und kaum noch Schreib-Nerven.so, das wars...erst mal Luft holen tu...