Mein Name hat für mich mehrere Bedeutungen.
Eigentlich heißt es nicht "Nyir", sondern "Nyirmachabelli".
Der Name ist afrikanisch und entstammt der Kunstsprache namens "Swahili".
Das Wort "Nyirmachabelli" steht auf dem Grabstein der 1985 ermordeten Zoologin, Dian Fossey.
Sie lebte fast 20 Jahre lang in den Virungavulkanen, um dort Berggorillas zu studieren, zu zählen und vor Wilderern zu schützen. Mit der Zeit wurde sie verrückt, heißt es. Es wird vermutet, dass sie auf ihren Bergen vereinsamte und dadurch psychische Probleme entstanden.
Sie hat nämlich mit recht heftigen Methoden versucht, Touristen von den Vulkanen und den Gorillas fernzuhalten.
Am Morgen des 27. Dezember 1985 wurde sie von ihren Rangern (die mit ihr in den Bergen wohnten und ihr halfen, die Gorillas zu schützen) tot in ihrer Hütte aufgefunden. Ihr Schädel war mit einer Machete gespalten worden. Ihr Mörder/ihre Mörder wurde/n nie gefunden.
Sie opferte ihr Leben für diese Tiere.
Und in meinen Augen war sie nicht verrückt, sie hat wohl einfach begriffen, wie schrecklich die Welt ist, wie schrecklich manche Menschen sind. Ich glaube, sie war einfach nur enttäuscht von ihrer eigenen Spezies, zu der sie sich selbst wohl am liebsten nicht mehr gezählt hätte. Deshalb verhielt sie sich auch so merkwürdig, zog sich zurück in ihre eigene Welt mit "ihren" Gorillas.
Sie wusste wohl in ihrem Innersten, dass sie bald sterben würde, denn ein paar Wochen vor ihrem Tod, meinte sie, sie wolle das Wort "Nyirmachabelli" auf ihrem Grabstein stehen haben.
"Nyirmachabelli" bedeutet "Die Frau, die einsam in den Wäldern lebt".
Für mich hat dieser Name zwei Bedeutungen. Einerseits habe ich sehr große Achtung vor Dian Fossey, anderseits trifft die Bedeutung des Namens auch auf mich zu.
Für Dian traf er (auch) im wörtlichen Sinne zu, für mich traf er vor ein paar Jahren im übertragenen Sinne zu.
Ich fühlte mich einsam, verlassen, unverstanden und der Welt und den Menschen nicht zugehörig. Es war eine schwere Zeit des Misstrauens und der Enttäuschung.
Ich konnte einfach nicht begreifen, was auf dieser Welt eigentlich abgeht. Mein Kopf war so voll von Bildern, Worten und Gefühlen, dass ich das Gefühl hatte, ständig im Kreis zu laufen.
Ich wollte meine Augen schließen und mich an einen anderen Ort flüchten. Oder in eine Zeit, in der noch Harmonie zwischen der Natur und den Menschen und den Menschen untereinander herrschten.
So viel zu meinem Nicknamen.